Das Sterben kleiner Buchläden

Die Wittenerin Gudrun Gronau schließt nach 15 Jahren ihre Buchhandlung in Witten-Stockum. „Es rechnet sich wirtschaftlich nicht mehr dieses Ladenlokal zu öffnen“, erklärt Gronau.

„Wir waren immer sehr gerne hier als Familie, weil Frau Gronau uns immer gut beraten hat und immer ein offenes Ohr für die Kinder hatte“,

erklärt die Kundin Cornelia Jaeger-Stiehle und ergänzt „in großen Geschäften wird man relativ unpersönlich beraten.“ Der Versandhandel entziehe den inhabergeführten Geschäften einen Teil ihrer Kunden, doch stärker wirke sich das geänderte Kaufverhalten der Kunden aus, stellt Gronau fest: „Man fährt in die großen Städte, man geht zu den großen Händlern“.

„Es ist so, dass man hier die Füller ausprobiert und abfotografiert, geht aus dem Laden heraus und bestellt im Internet“.

Gronau hat eine Ausbildung bei einem Füller-Hersteller absolviert und stellt ihr Fachwissen den Kunden zur Verfügung. Sie berät aber verkauft nicht, davon könne sie nicht leben, erklärt sie im Podcast. Nach dem Gronau ein großes Plakat mit der Ankündigung der Ladenschließung ins Schaufenster hängte, erinnerten sich viele ehemalige Kunden an den Laden und neue Kunden kamen hinzu. Die Kunden lockte der Rabatt von 50 %. Bücher unterliegen in Deutschland der Buchpreisbindung und werden deshalb nicht zum reduzierten Preis verkauft.

Bei Gronau gab es nicht nur Bücher, sondern auch Fahrkarten und Schreibwaren. Die Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr sucht im Stadtteil einen neuen Händler, der den Fahrkartenverkauf übernimmt. Gronau hoffte den Laden an einen Nachfolger übergeben zu können, dazu wird es nicht kommen.

Der neue Lebensabschnitt bringt für die Buchhändlerin auch einen Luxus, den sie in den letzten 15 Jahren sich kaum leisten konnte: Urlaub. Höchstens für sechs Tage konnte sie verreisen, denn sie musste ihren Urlaub und ihre Vertretung gleichzeitig bezahlen. Jetzt möchte sie gerne einmal für zwei Wochen am Stück verreisen, gerne in den Norden nach Schweden oder Norwegen. Auch Kunst und Kultur kam in den letzten Jahren bei ihr zu kurz, weil der Laden an sechs Tagen in der Woche geöffnet war, in Zukunft findet man Frau Gronau und ihren Ehemann in Museen und bei Konzerten.